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Marseille - Das Geheimnis der Altstadt (Auszug)
von Oliver Wieters >>
Kapitel III
Am dunklen Horizont kämpfte ein weißer Dampfer tapfer gegen das unruhige Meer an. Ab und zu drang gedämpfte Musik hinüber - oder vielmehr ein Durcheinander von Geräuschen, so daß das Ohr nicht mehr ein noch aus wußte. Sie vermählten sich mit dem Donner, der den ganzen Tag und die Nacht hindurch die Erde erbeben ließ. In regelmäßigen Abständen peitschten Regenschauer über den Strand.
Justines und Max Tage verliefen nach einem eingeübten Schema: Nachdem sich das junge Paar endlich dazu durchgerungen hatte, aus dem Bett aufzustehen, begab sich Justine als erste ins Bad, widmete sich akribisch ihren morgendlichen Verrichtungen und kehrte nicht vor Ablauf einer Stunde zurück. Dadurch hatte Max ausreichend Zeit, sich seiner selbstauferlegten Pflicht, dem Langlauf zu widmen. Einmal stand er danach vor verschlossenen Türen und mußte fast eine halbe Stunde lang in durchnäßter Kleidung warten, bis Justine sie ihm öffnete, überrascht davon, ihn davor zu finden: Sie hatte die ganze Zeit unter der Dusche gestanden und keinen Laut seines Klingelns und Klopfens vernommen, wie sie beteuerte.
Max lief immer die selbe Strecke: Die vielbefahrene Rue Mazargue entlang, dann nach rechts in die Avenue d'Haifa, schließlich mit der Avenue d'Hambourg hinunter zum Strand, wo ihm trotz der immer kälter und windiger werdenden Jahreszeit noch viele Spaziergänger begegneten. Wie auf einer Postkarte glitt häufig in der Ferne eines der großen weißen Fährschiffe vorbei, die Marseille mit Algerien und Marokko verbanden. Der Rückweg führte Max an den heruntergekommenen Bars und Häusern oberhalb des Strandwegs entlang. Dort hatte auch Robert, der Bruder von Justine, eine kleine Bar mit einem |
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