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Träume aus gebranntem Stein

von Gudrun Wiveka Köhler >>

Mit hanseatischer Sorgfalt setzt der junge Kaufmannsgehilfe Hanjo die edle Schreibfeder auf das Pergament und zieht mit leichten, fließenden Bewegungen darüber hinweg. Ganz leise knarrt der Lehnstuhl. Die Herbstsonne, die durch die winzigen Fenster leuchtet, lässt die Augen des Mannes noch mehr glänzen, als er sich würdevoll in seinem Stuhl zurück lehnt.
„Wann wird die erste Lieferung in Husum eintreffen?“, tönt die Stimme des erwartungsvoll dreinblickenden Kaufmanns ihm gegenüber. Hanjo strafft den Rücken: „Wenn sich das Wetter hält und die Straßenräuber uns auf den Handelswegen nicht unnötig aufhalten, dann bringen wir die Waren um den Martinstag. Seid unbesorgt, hohe Herren, die Krummdieks verstehen ihr Geschäft seit Generationen und haben bislang noch keinen Kunden zu spät beliefert. Verlasst Euch darauf!“ Mit diesen Worten schwingt er den Umhang gewandt um seine Schultern, zieht das Barett tief in die Stirn und verbeugt sich formvollendet vor den Handelsherren an der langen Tafel.
Die breite Treppe des Rathauses fliegt unter seinen Füßen dahin. Durch den Hauseingang huscht eine Magd mit verlegenem Blick, als der groß gewachsene Mann fast tänzelnd das vornehme Haus in Richtung Hafen verlässt. Der Seewind trägt eine aromatische Brise in seine Nase, die Hanjo sogleich mit geschlossenen Augen einatmet. Seine Gesichtsmuskeln zucken. Er lächelt den Menschen in der Hafenstraße zu, als würde er sie lange kennen: der Fischverkäuferin, den Fischer, die spielenden Jungen an der Uferkante, die Hausherrin mit dem standesgemäß gesenkten Kopf. Alle erwidern seinen freundlichen Blick, ganz so, als wäre der kräftige Bursche selbst ein Friese wie sie, für die es nur die Heimat
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