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Die junge Frau trat zögernd ein. Ihre Glieder entspannten sich, kaum hatte sie den warmen Vorraum betreten. Der Geruch von heißen Getränken und Lavendel stieg ihr in die Nase. Vor ihr lag ein langer weißer Gang, dessen Wände mit bunten Bilder, Zeichnungen und Landschaftsfotografien, behängt waren. Eine junge Krankenschwester ging gerade von einem Zimmer in das andere.
„Kommen Sie.“ Die ältere Dame wies auf einen Raum gleich rechts neben dem Hintereingang. Sie wollte, dass das Mädchen vorging. So als hätte sie Angst, es könnte es sich anders überlegen und weglaufen.
Der Raum war sehr freundlich eingerichtet. Es gab eine kleine Kochnische und gegenüber dieser stand ein kleiner Tisch, um welchen vier Stühle aufgestellt worden waren.
„Darf ich?“ Die Krankenschwester nahm das kleine Bündel und betrachtete es liebevoll, während sich das Mädchen des Mantels und der Handschuhe entledigte.
„Setzen Sie sich. Tee?“
„Nein…danke. Ich…ich habe keine Zeit…“ Sie blickte auf ihre Schuhspitzen.
Die Frau trat näher, reichte ihr das Baby. „Wie heißen Sie?“
Das Mädchen wich den Blick nicht von seiner Tochter, streichelte ihr sanft über die Wangen und durch den hellen Haarflaum. Das Baby hatte die Augen seines Vaters. Dieselben Augen, welche fähig waren, andere willenlos zu machen. Die junge Frau hatte inständig gebeten, dass die Kleine dunkelhaarig werden würde, doch ihre hellen Gene hatten sich durchgesetzt.
„Ein schönes Kind.“ Die Krankenschwester lächelte.
Das Mädchen unterdrückte die aufkeimenden Tränen. „Sie ist das schönste Kind, das ich jemals gesehen habe.“
Die ältere Frau strich ihm sanft über den Arm. „Mein Name ist Agatha. Verraten Sie mir Ihren?“
„Melissa.“, log sie.
„Ein schöner Name. Wie alt sind Sie?“ |
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