| Lyrik > Alltag |
 |
|
Zeitwaage gibt nicht nach
von Bozena Friedrich >>
Laute wurden zu Zeichen zu Leichen als
der Mensch zu schreiben zu ritzen begann
sie ruhten still im Ton im Stein sie schwiegen
auf dem Papier das Auge wurde zum Ohr
die Hand sprach nicht sie schrieb das
Gedächtnis zog sich zurück da es die
Schrift ja gibt sie hilft und etwas womöglich
der Sinn der die Umgebung unmittelbar
wahrnimmt ging unwiderruflich verloren
heute gibt es ihn nicht ich hätte das Lesen
das Schreiben denke ich manchmal nicht
lernen sollen was war die Kraft die mich
in ihre Tatzen nahm und in die geschriebene
Welt versetzte wo es wilde Tiere Unkraut
Blumen und Sand nicht gab ich war sehr
klein ich hatte keine andere Wahl ich sehne
mich danach dennoch die Schreie der
Bäume und das eine oder andere Wort
der Pflanzen hören zu können die Rufe
der Wölfe der Bären will ich verstehen in
den Wolken im Korn will ich lesen ich will
Geister sehen all das wurde verboten es
wird ja heute gar abgewertet verspottet
das was danach kam das Wissen aus der
Schrift dass Katzen Vierbeiner in dieser
Welt sind und Sinus und Cosinus und was
weiß ich ist es in jeder Hinsicht denn sinnvoller
wertvoller besser als das was nicht mehr gilt
viel träumen will ich mit Bäumen sprechen
26. März 2022 |
|
|
Seite
1 von 1 |
|
|
| Kommentare (0) |
|
