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Lyrik > Alltag

Herzklopfen - Die Taube

von Mario Petitto >>

Im Orient

In einer warmen Sommernacht,
statt auf den Tag zu warten,
bin ich gewandelt, leis und sacht,
in meines Vaters Garten.

Die Palmen wiegten sich im Wind,
die Grillen zirpten heiter;
die Neugier fand in mir ein Kind,
die Fantasie ein’ Reiter.

Dann plötzlich, dort, im Palmenhain,
ich konnt es schier nicht glauben,
ihr Federkleid war weiß und rein:
die schönste aller Tauben!

Drum schlich ich lautlos mich heran,
getarnt vom grünen Laube;
von ihrer Grazie ganz im Bann,
bestaunt ich so die Taube.

Voll Milde war ihr kleinster Hauch,
sie war wie keine Zweite!
Doch mit Besorgnis sah ich auch
in ihr die andre Seite:

Ihr Gurren, so wie auch ihr Blick,
verlor sich in der Leere.
Ich hört in ihrem kurzen Stück
ihr Leid, die Herzensschwere.

Wem galt ihr trauriger Gesang,
wer ließ ihr Herz so schlagen?
Und welcher Kummer, welcher Drang
konnt sie nur derart plagen?

Ach hätt ich damals, wie sie auch,
nur Schnabel, Federn, Flügel:
Zu ihr geflogen aus dem Strauch
wär ich, ganz ohne Zügel!

Doch hätt ich mich ihr offenbart.
wär sie von mir gegangen.
Ich schätzte ihre Gegenwart,
wollt sie jedoch nicht fangen.

So blieb ich abseits, doch nicht weit,
von der so seltnen Taube.
Verborgen blieben mir ihr Leid,
ihr Hoffen und ihr Glaube.

Am Ende dann der Sommernacht
verließ sie unsren Hügel.
Ich hab noch lang an sie gedacht –
die Sehnsucht gab ihr Flügel!


11. Juli 2011
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