Lyrik > Alltag |
|
|
Herz gefunden
von Anita Namer >>
Es lag auf der Straße.
Auf dem Weg in die Arbeit, habe ich es aus Versehen mit dem Fuß weg-gekickt.
Ich hatte es gar nicht gesehen.
Erst, als es vor mir so rum-kullerte, fiel mein Blick darauf und ich bemerkte, was es war.
Wie viele Herzen liegen unbeachtet auf der Straße, am Boden, unter der Erde?
Wurden sie weg-geschmissen, gingen sie verloren, hörten sie einfach auf zu schlagen und blieben stehen?
Tritt jemand auf ihnen herum?
Vielleicht, haben sie aber auch auf der Straße, am Boden, unter der Erde ihren Platz?
Vielleicht könnte das große Herz der Erde – ohne all die unscheinbaren, versteckten Herzen – gar nicht schlagen?
Mein gefundenes Herz ist ganz schön angeschlagen.
Von vorne sieht es fast so aus, als wären zwei Herzen ineinander verschmolzen.
In diesem Blickwinkel sieht man, dass ihm die untere Spitze weg-gebrochen ist.
Wie das wohl passiert ist?
Es sind scharfe, ungerade Kanten….wohl also nicht weg-geschnitten, sondern irgendwie weg-gebrochen.
Wie viele gebrochene Herzen gibt es?
Ich drehe dieses Stein-Herz herum….und…..oh….
Da fehlt ja an beiden oberen Bögen ein großer Teil der Substanz.
Hmm…
Es bleibt ein Herz….auch wenn es fast nicht mehr erkennbar ist.
Was ihm wohl so alles begegnet ist?
Was es wohl alles erfahren hat?
Wie viele Menschen-Herzen gibt es, die Brüche, Abschürfungen, Löcher und was weiß ich was haben?
Es bleiben doch Herzen….
Herzen, die fühlen, spüren, lachen, weinen, trauern…und und und…
Wie viel Liebe braucht ein Herz?
Wie viel an Liebe kann ein Herz ertragen?
Wieder und wieder nehme ich dieses Herz zur Hand.
Hat es eine Botschaft für mich?
Als ich es fast schon wieder weg-legen möchte…bleibt es auf einmal stehen.
Was ist das?
|
|
|
Seite
von 2 |
|
|
Kommentare (0) |
|