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Edeltraut und Waldemar
von Mario Petitto >>
Es ist der alte Waldemar,
ein Witwer so seit zwanzig Jahr.
Er ist gesund, trotz hohem Alter,
und ist sein eigner Zeitgestalter.
Per se anständig und erzogen,
doch ab und zu auch er verlogen.
Trotz Notstand zahlt er immer bar:
So ist er nun, der Waldemar.
Es lebt im Nachbarsdorf hingegen
die Witwe Edeltraut im Segen.
Bemittelt durch des Mannes Erbschaft,
doch einsam in der Dorfgesellschaft.
Drum stellt für sie der Waldemar
der Inbegriff des Glückes dar.
Und hier ein letzter ihrer Briefe,
geschrieben aus des Herzens Tiefe:
„Oh mir, liebster Waldemar,
vieles ist nicht so, wie’s war.
Du weißt, die Winter hier sind kalt,
und auch wir beide werden alt.
Bevor die Glut in uns erlischt
und unser Tun die Zeit verwischt:
Lass unsre Sorgen im Bunde tragen,
denn Liebe zieht den schwersten Wagen!“
Nach diesem Brief sieht Waldemar
für seine Freiheit nun Gefahr!
Mit Freunden in der Kneipe hocken
und mit gezinkten Karten zocken:
Sollte dies nun alles enden?
Dies Unglück gilt es abzuwenden!
Ohne lange zu verweilen,
schreibt Waldemar ihr diese Zeilen:
„Oh mir, liebste Edeltraut,
dir gewachsen ist kein Kraut!
Schon wieder hast du mir geschrieben,
du würdest mich doch so sehr lieben.
Als Witwer kenn ich gut die Frau’n,
und Frauen musst du bloß nicht trau’n!
Drum hör auf meine Worte zu
und lass mich endlich mal in Ruh!“
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