writtenby.ch - Freies Texte Portal

Startseite

Texte
Kurzgeschichten
Lyrik
Romane
Experimentelles

Suchen
Texte
Autoren

Autorenbereich
Publizieren
Registrieren
Regeln

Writtenby
Datenschutz
Gönner werden
Impressum & Kontakt
 
Kurzgeschichten > Wahre Geschichten

Zinsen und Gipfeli zum Frühstück

von Marc P Sahli >>

Heute hat meine Bank mir ausnahmsweise mal Zins bezahlt und zwar in Form eines Gipfelis (Hörnchen). Das Gebäck gab es mit der Bemerkung: Freitag, der 13. - Das ist der Gipfel...
Soweit sind wir schon zinstechnisch. Ich erinnere mich gerne an die Siebzigerjahre, wo ich mit der Mutter jeweils anfangs Jahr mit dem Sparbüchlein zur Bank ging, um den Zins für das vergangene Jahr nachzutragen. Man reichte das kleine Büchlein unter dem dicken Panzerglas hindurch zum Bankbeamten, der den Charme vom Zürcher Studio von XY versprühte. Rund um den Schalter war pseudogemütliches, dunkles Holz und als Pflanzen probierten die Schwiegermutterzungen (Sansevieriae) den diskreten Banken-Mief aufzulockern, scheiterten wegen ihrer wächsernen Beschaffenheit aber meist. Der dicke, dunkle Spannteppich schluckte die Geräusche. Ja ja, die trockene Diskretion und der bourgeoise Charme der Schweizer Bankenwelt; das war einmal. Für die einen gab es dort diese berühmtberüchtigten Nummernkonti und für Kinder gab es Kinderstühlchen und Plastiktelefone zum spielen, während die Erwachsenen ihren Bankgeschäften nachgingen. Der Bankbeamte im grauen Anzug, weissem Hemd und grauer Krawatte nahm das Sparbüchlein und steckte es in den grossen, klobigen Nadeldrucker, der vor ihm stand. Am Bildschirm rief er das Konto auf, und alsbald ertönte das laute Druckgeräusch des Nadeldruckers. Das war der Beweis, dass Sparen sich lohnte. Damals fragte ich mich, ob die Bank mein Geld wohl in einem Fach für mich aufbewahrte. Manchmal hatte ich den Wunsch, es mir zeigen zu lassen, vielleicht auch nachzuzählen. Zählt doch nur, was man wirklich sieht. So einem Bildschirm und einem Drucker kann man doch nicht einfach Glauben schenken. Da könnte ja jeder kommen. Zinsmässig schenkte das damals ein,
Seite von 3
Kommentare (1)