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Kurzgeschichten > Wahre Geschichten

Plädoyer für Marlen

von unica >>

Es gibt magische Verbindungen zwischen einem Buch und seinem Leser – wie es magische Verbindungen zwischen zwei Menschen gibt. Das trifft, wenn wir Glück haben, ein bis zweimal im Leben wirklich zu, dann aber mit einer körperlichen Wucht, die den Alltag aus den Angeln hebt. Und alles verändert.
Die erste Verbindung der magischen Art hatte ich im Alter von zwölf Jahren, als ich in das Buch „Wer die Nachtigall stört“ eintauchte. Sofort fühlte ich mich in eine vertraute Welt katapultiert, ich verhielt mich wie Scout, das Mädchen, und ich liebte Atticus, ihren strengen, aber gerechten Vater. Der Sog der rassistischen und zugleich menschlichen Verhältnisse in einer Kleinstadt in Alabama bei sengender Sommerhitze änderte mein Weltbild und war eine Art Initiation in die große Literatur der Erwachsenen. Ich hatte keine Zweifel. Nur Glücksmomente. Und unendlich große Ferien, die mich mit aufgeschlagenen Knien vor Argwohn und schlimmen Träumen bewahrten. Dass es das einzige Werk von Harper Lee, einer amerikanischen Schriftstellerin, blieb, wusste ich damals noch nicht.
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