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Kurzgeschichten > Tierisches

W I L L Y

von Aeschbacher-Pieren Verena >>

WILLY
Wir hatten eine junge Frau zu Gast und sonst gerade niemand anderes. Ich genoss diese Zeit, denn es handelte sich um eine angenehme, aber auch aussergewöhnliche Person. Aussergewöhnlich daher, weil sie die alten Römer zu ihrem Hobby machte und abends mit total verklärten Augen über die gesehenen Reliefe, Steinmauern, Verliese und vieles mehr ins Schwärmen geriet. Die junge Frau genoss täglich mit uns das Morgenessen und das Abendbrot. Wir speisten und blieben dann anschliessend immer noch ein Weilchen sitzen um weiter zu plaudern.
Horch, was ist das!
Ein leises kratzendes oder sogar tappsendes Geräusch ertönte auf unserem Wintergartendach. Wir hielten den Atem an und lauschten. Das Kratzen hatte aufgehört und schien ebenfalls zu lauschen. Nun, schon wieder, es schien jetzt sogar ein leises Schmatzen zu sein. Ruedi, auf das Problem angesprochen, konnte wieder einmal absolut nichts hören. Manchmal scheint mir, dass er immer dann, wenn es wichtig wäre, schlecht hört. Des öfteren hat er seine Schwerhörigkeit schon beklagt, aber nur dann, wenn er merkte, dass ich stinkwütend war, weil er offensichtlich wieder einmal etwas für mich Wichtiges überhörte. Wenn ich dann auf seinen Einwand erwiderte, dass es doch wohl das Beste wäre, zum Ohrenarzt zu gehen, schien das Problem hierauf für einige Tage wieder nicht mehr ganz so akut zu sein. Ich behauptete schon des Öfteren, dass es nur eine Frage der Konzentration und des Interesses sei, aber da stand jeweils Aussage gegen Aussage. Auch an diesem Abend, als wir ihm beibringen wollten, dass sich da offenbar ein ungebetener Gast im Dach befinde, wollte er weder etwas sehen noch hören und er war auch nicht dazu zu bewegen,
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