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Haustiere
von Vismara Rudolf >>
Mit ein wenig Sehnsucht denke ich an die Zeit zurück, in der sie
mir mit ihren eckigen Flugbahnen die Langeweile vertrieben. Franz hiess die eine, weil der linke Flügel leicht ausgefranst war.
Die andere war namenlos, weil mir für sie kein passender Name
einfiel.
Fliegen seien keine Haustiere, werden Sie mir entgegnen, doch ich weiss es besser. Wieso kämen wir sonst dazu, von Stuben-
fliegen zu reden? Sie sind ebenso treu wie Hunde und vor allem
sind sie viel günstiger zu halten als diese. Keine Unkosten für
Robi-Dog Säcklein oder Schappi mit Leber und Thunfisch. Und
vor allem, sie bellen nie, ihre Stimmen sind sehr leise, eigentlich
unhörbar. Einzig ihr Fluglärm ist manchmal vernehmbar, vor
allem Franz mit seinem havarierten Flügel brachte es nicht zu
stande, ohne deutliches Surren zu starten.
Dass wir uns richtig verstehen, ich spreche ausschliesslich von
Stubenfliegen, nicht von Bremsen, Schmeissfliegen oder ähnlichem Ungeziefer, von dem es draussen auf dem Balkon nur
so wimmelt, und ich achte peinlich darauf, dass davon nichts, aber auch gar nichts in den Wohnraum gerät. denn bei denen
ist kein soziales Verhalten festzustellen.
Es war mein Fehler, dass die Beiden ins Freie gelangten, eine
kurze Zeit nur stand die Balkontür offen, während ich in der Küche die Giesskanne mit Wasser füllte. Beim Überschreiten der Schwelle sausten sie auf Kopfhöhe an mir vorbei. Ich sah
ihnen nach und es war mir, als würde ich ein Lebewohl vernehmen |
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