Kurzgeschichten > Tierisches |
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Im Wald angekommen verliert das Murmeltierkind die Deckung. Ein Grossteil des Schnees ist in den Tannenästen lie-gengeblieben, was zur Folge hat, dass in den seichten Schneeschwaden der pelzige Rücken zum Vorschein kommt.
Doch das Kleine zeigt keine scheu und verhält sich vorwitzig. Es ist am Ziel angekommen und erwartet jetzt, den Weinenden zu treffen. Es will trösten, indem es ihm das Möhrchen überreicht.
«Hei! Hallo? Warum heulst du?», ruft das Murmeltierkind halblaut in den Wald hinein. Prompt kommt die Antwort: «Wer spricht da?» Jeder einzelne Buchstabe ist astrein artikuliert. «Wer bist du?», säuselt die Stimme bei voller Aufmerksamkeit. «Zeig, dich!», zischt es unheilvoll.
Das Kleine hat seinen Fehler realisiert und erstarrt vor Schreck. Demnach existiert dieses am Boden knieende, süsse Geschöpf überhaupt nicht, sondern nur diese eindringliche Persönlichkeit, die irgendwo auf dem Baum dort oben hockt.
In seiner Kindlichkeit sich Erwachsenen zu fügen, piepst das Kleine zögerlich: «Ich habe… eine Möhre dabei… falls du sie magst!»
«Warte dort! Ich komme runter!» Lautlos kommt eine braun-gesprenkelte Eule auf den Waldboden geflattert. Auffallend ist ihr gigantischer Kopf mit den strahlenförmig angeordneten Gesichtsfedern, die wie riesiger Sonnenblumenkopf ausschaut. Der irre Blick und diese Krallenfüsse sagen alles aus. In diesem Fall - Todfeind. Und weil das Murmeltierkind weiss, dass dieser Greifvogel ein Spitzengehör hat, hält es vorsichtshalber die Luft an, damit bloss keine Geräusche es verraten. |
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