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Identität
von Robert Short >>
Noch bevor die Dunkelheit wieder wich, fühlte sie die Regentropfen, die ihr Gesicht trafen und sie in einer neuen Realität erwachen ließen. Als Ricarda Goldstein die Augen öffnete, ward sie im ersten Moment von gleißenden Licht geblendet. Mit den Konturen der neuen Umgebung kamen auch die dazu gehörenden Geräusche. Und mit einem Male explodierte die Stille, die bis dahin in ihrem Kopf geherrscht hatte.
Sirenen, Stimmengewirr, Flugzeuggeräusche, Autos, gespenstische Echos, vom Wind hierhin und dorthin getragen, alles drang heftig an ihr Trommelfell und sie zuckte angsterfüllt zusammen und schrie verzweifelt auf.
Doch was ihr die meiste Furcht bereitete, war die Perspektive, aus der sie die
Dinge um sich herum betrachtete.
Ricarda Goldstein lag auf offener Strasse auf dem nassen Asphalt, das Gesicht dem Nachthimmel zugewandt. Aschgraue Wolkenkratzer, die zu ihrer linken und rechten in grotesken Formen in unermessliche Höhen schossen und deren Enden durch dunkle Wolkenmassen stießen und sich in der Dunkelheit der Nacht verloren. Einer Nacht, die von einem gewaltigen Gewitter heimgesucht wurde. Die Blitze zerrissen das Firmament zu Fetzen, gefolgt von Donnern, die die Erde unter ihr
erzittern ließen.
Im Schein der Blitze, die die Nacht zum Tage wandelten, bemerkte Ricarda Goldstein die Risse in den riesigen Gebäuden, die sich strahlenförmig über die Fassaden nach oben erstreckten. Kurz bevor das Krachen mächtiger Einschläge sie jäh zusammenzucken ließ, zu mächtig, als das es sich nur um Blitzeinschläge hätte handeln können. Aber wenn nicht Blitze, was dann? Bomben, Raketen, oder gar wieder Flugzeuge? Ihre Augen suchten den Himmel ab. Ihre Gedanken überschlugen sich. |
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