Kurzgeschichten > Philosophie |
 |
|
Frühlingsboten Heimatsprache
von Marc P Sahli >>
Momentan bin ich am re-integrieren in der Schweiz. Mir fällt in meiner Heimatstadt Bern auf, dass ich meine Muttersprache, das Berndeutsch, am Vergessen war, still, heimlich und unbemerkt.
Dies obwohl ich immer mein früh erlerntes Stadt-Berndeutsch behielt, auch in meiner Oberaargauer Zeit, nun gut, immerhin die gesamte Schulzeit umfassend. Und Jahrzehnte später, in Libyen lernte ich eine Thunerin kennen, eine linguistisch Verhungernde im arabischen Land. Sie war so gottenfroh jemanden Berndeutsch sprechen zu hören. Eine Sprache als Heimat.
So bin ich nun nach 14 Jahren im Ausland zurück in meiner Schweiz, meinem Bern. Meines ist es zwar längst nicht mehr. In einer Geschichte sagte ich, dass Libyen nicht mehr mein Libyen sei, lange sei ich weg und das Schweizer Hassobjekt Mr. Q sei schon längst umgekommen, aber auch Moskau sei nicht mehr mein Moskau wie auch die Schweiz nicht mehr meine Schweiz sei, weil ich sie seit langem nur noch als Ferienland erfuhr und nicht mehr mit ihr und in ihr lebte. Bichsel sagte, Heimat sei dort wo man den Ärger habe. Den hatte ich längst in anderen Ländern und wohl wegen Strom und Wasser, also wegen der Abwesenheit des einen oder einem zuviel des anderen und Stromschlägen; ein Wunder lebe ich noch. Nun seit ein paar Monaten bin ich doch wieder in und um Bern. Wobei der Ärger limitiert sich auf die Pünktlichkeit der Züge und Busse, auf die Benutzung der gemeinsamen Waschmaschine zum Beispiel oder die Verspätung eines Handwerkers, der fünf Minuten zu spät kommt, und ob ein Artikel im Konsum oder Migros 20, 30 Rappen billiger ist oder nicht, das heisst somit, der Ärger bewegt sich auf hohem Niveau. Nun kurz und gut: ich ärgere mich in und um Bern rum. Meine Heimat. Und zwischen dem ärgern und dem re-integrieren |
 |
|
Seite
von 2 |
|
 |
Kommentare (0) |
|