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Kurzgeschichten > Menschen

Mitgefühl

von Ute-Maria Graupner >>

Ausschnitt aus dem Roman-Manuskript, Wüste als Mahal, der sich auch als Kurzgeschichte liest.


Stolz erhebt sich die weiße Frau. Sie kramt in ihrem Rucksack nach einem bequemen T-Shirt für die Nacht. Plötzlich ein stechender Schmerz in ihrer Fingerkuppe. Sie hat in einen spitzen Gegenstand gegriffen. Sie tastet nach dem Spreißel, der irgendwo zwischen ihren Kleidungsstücken stecken muss. Sie kann nichts finden. Der Schmerz dehnt sich in ihrem Finger aus, wie ein heftiger Bienenstich.
„Mich hat etwas gestochen,“ schreit Esthes und starrt auf das Rot in ihrer Hand. Omar springt auf. Sein Körper ist gespannt, wie das eines Tieres auf der Jagd, Er schaut auf den kleinen Blutstropfen. Seine Spannung lässt nach. „Ist das gefährlich? Was war das?“ Esthes drückt den unteren Rand ihres Fingers ab. Sie will vermeiden, dass sich das brennende Pulsieren weiter ausbreitet. Omar bleibt stumm. Er wedelt die Kleidungsstücke aus dem Rucksack durch die Luft. Dann schaut er in das Dunkel des Sacks und schüttelt den Kopf. „Kann ich meinen Finger wieder los lassen? Ich hab das Bedürfnis ihn abzudrücken.“ Esthes versucht einen Blick von Omar zu erhalten. Doch er beugt sich tiefer in das Innere des Rucksacks und verschwindet mit ihm ins Freie. Er kommt zurück. Sein Körper ist wieder angespannt. Noch immer ohne ein Wort presst er die Stelle, wo das zarte Rosa zu sehen ist. Mit einer Rasierklinge ritzt er sie an, so dass wieder Blut heraus tropft. Er drückt den Finger, quetscht noch ein paar Tropfen nach, reißt ein Stück Stoff aus einem herum liegenden Tshech und bindet das Handgelenk ab. Esthes Ahnung, ihren Finger abzudrücken, war also richtig.
„Ein Skorpion?“ fragt Esthes. Endlich
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