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Kurzgeschichten > Menschen

Lamech

von Rahel Jakobson >>

Lamech legte seine Klarinette bei Seite. Es schwindelte ihn. Aus diesem Schwindel wuchs in ihm die alt bekannte Angst. Als Solist könne er sich seinen schwachen Atem nicht erlauben und Solist zu sein, war sein Ziel. Seit er das erste Mal mit fünf Jahren auf dem Speicher seiner Großeltern, mit zitternden Händen das edle Holz, wie ein Puzzlespiel zusammengesetzt hatte, wusste er davon. Von beiderlei wusste er, von seiner Bestimmung Solist zu werden, wie seiner Angst, nicht die Luft aufbringen zu können. Einen langen Kampf hatte er bis zum heutigen Tag gefochten. Keine Eliteschule für Musik hatte ihn aufnehmen wollen. Nach seinem normalem Abitur, an einem normalem Gymnasium hatte er ein ganzes Jahr, zwölf Stunden am Tag, geübt, die Etüden vorwärts und rückwärts mit allen möglichen Intonationen spielen gelernt und in der verbleibenden Zeit gejoggt, um seine Lungenflügel zu weiten, bis München ihn endlich aufgenommen hatte. Die kleine Dielenwohnung war ausgelegt mit Noten und Kopien teurer Sekundärliteratur. Er tat alles, was er nur tun konnte, um an der Akademie sich einen Namen zu machen. Drei Semester waren nun vergangen. Drei Semester der Arbeit und des immer wiederkehrenden Zweifelns, aber noch kennt ihn keiner und er spielt die kleinste Rolle in den Hochschulorchestern. Wunderkinder besetzen seine Solistenstelle und die Luft wird ihm flächer und flächer. "Lamech," sagt er zu sich, während er das Ritual des Klarinettenputzens gewissenhaft vollzieht, "Lamech, du musst dich zufrieden geben. Erwarte nicht alles, wenn du glaubst nichts zu haben. Ich habe mich. Mich und meine Klarinette. Die Luft, die mehr und mehr zu schwinden beginnt kann mir das nicht
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