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im Horizont ist die Zukunft
von Marc P Sahli >>
Mitten in Kosovo, wo die Sonne brennt und verlassene Felder blühen, bin ich Gast. Gast der Wärme, der Kamille, Stiefmütterchen, Katzenaugen, Wegwarte und des Mohns. Der süsse Duft der weichen, wattigen Kamille verquickt sich mit dem eckigen Charme der Wegwarte. Was wäre, wenn die Wegwarte noch immer die verzauberte Prinzessin wäre, die auf ihren Prinzen wartet? Die ledrig harte Schargarbe trotzt der dörrenden Sonne. Wer weiss, ob in diesem Feld im nirgendwo kosovarischer Natur noch Minen sind? Gift, so harmlos zugewachsen und unberührt, weil niemand sich traut? Inmitten stechender Flimmerhitze kommt mir die Mohnlegende in den Sinn: dass dort, wo viel Mohn blühe, viel Blut vergossen worden sei. Ich schaue die vibrierenden roten Blütenblätter an und denke, dass dies völlig im Kontrast zur Konsistenz Blutes steht. Die Grillen zirpen, wie schon seit Menschengedenken, wie wenn niemals etwas passiert wäre. Vielleicht ist diese Ruhe die einzige Konstante und nur wir Menschen mähen hin und wieder alles nieder – Grund und Boden. Die Gräser, Kamillen, Wegwarten, Rittersporne, Mohn und Stiefmütterchen wachsen nach. Sie werden wiederum blühen auf Knochen ungesagter Worte. Jedes Jahr blühen sie um die Wette, wie wenn es kein Morgen gäbe, keine Menschen. Hinten im Feld steht ein unfertiges Haus, Backsteine ragen auf, das Dach unfertig und Wäsche hängt im Wind, flattert nässelahm, die Mohnblätter schieben sich wieder in mein Gedächtnis. Zana Gashi tritt zur Tür hinaus und schaut in die weite Stille. Soldaten marschierten hier letztmals vor vierzehn Jahren vorbei. Ihr Sohn und ihr Mann wurden ihr genommen damals. Wer weiss, möglicherweise sind sie nun Dünger für die üppige Flora? Verschwunden sind sie und dennoch wartet sie jeden Tag auf eine Rückkehr. 1700 Namen lang ist die Liste des |
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