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Kurzgeschichten > Menschen

Der See

von Moocha >>

DER SEE

Wir warfen Steine ins Wasser, erfreuten uns an den Kreisen, die sich auf der Wasseroberfläche ausbreiteten. Lavendelduft schwängerte die Luft und über den von zartem Wind gestreichelten Feldern sirrte die Hitze.
Im Schatten der Felsen war es angenehm kühl, der Sand feucht und körnig. Und da lag der See, ruhig und dunkel wie aus einer anderen Welt, verwunschen.
Ich weiss wirklich nicht, warum ich ihn erschossen habe. Er stört das Bild, wie er da so reglos auf dem Wasser treibt, aufgequollen und mit weit aufgerissenen Augen.
Erst heute Morgen hat der See ihn wieder hergegeben. Ich hatte ja keine Ahnung wie lange es dauert, bis die Gärungsprozesse im verwesenden Körper so viel Gas entstehen lassen, dass die Leiche an die Oberfläche getrieben wird.
Ein Vogel zog hoch über dem See seine Kreise, mit einer Anmut, wie sie nur Tiere an sich haben. Ich schoss ihn vom Himmel, er klatschte mit einem unerwartet lauten Knall aufs Wasser, ein Geräusch, das sich so sehr von dem beruhigenden dumpfen Plumpsen der Steine unterschied, die wir ins Wasser geworfen hatten.
Ich zog mich aus und watete langsam in den See hinein. Das Wasser war so dunkel, dass ich meine Füsse bereits nicht mehr sehen konnte, als ich erst bis zu den Knien im Wasser stand. Der See nahm mich auf, als wäre ich ein Teil von ihm. Das Wasser fühlte sich so leicht an, als würde ich durch Luft schwimmen. Das Gefühl wurde von den Wolken verstärkt, die, auf der Wasseroberfläche gespiegelt, um mich herum trieben.
Ich erreichte die Leiche, packte sie an einem Fuss und zerrte sie mit mir zurück ans Ufer. Er stank bestialisch, der Geruch ist nicht zu beschreiben, es gibt nichts Vergleichbares. Ich küsste
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