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Das Dilemma der Frösche
von Simon Stalder >>
Ein Prinz. Eine Prinzessin. Zwei Gefangene. Gefangen im Körper eines Frosches. Grün. Vielleicht wunderschön. Farbig. Leuchtend. Rot und Gelb und Blau und Violett. Vielleicht auch braun. Vielleicht einfach nur braun und hässlich. Voll Schlamm und Dreck. Irgendwo mitten in einem Tümpel. Wartend. Zwei Frösche warten. Wollen geküsst werden. Wollen Prinz werden und Prinzessin. Möge sie doch nur jemand finden! Sie liegen schon lange da. Zwei Frösche. Für eine Ewigkeit. Zu lange. Viel zu lange. Und am falschen Ort: in einer Pfütze mitten im Schwarzwald. Warten auf einen Prinzen, eine Prinzessen. Warten auf Befreiung. Nur: Prinzen gibt’s keine mehr. Keine Prinzessinnen, die Frösche küssen. Kein Kronen mehr auf Menschenköpfen. Kein blaues Blut in ihren Adern. Zwei Frösche verloren im Tümpel. In einem kleinen Tümpel. In einem Tümpel, der mal ein Meer war. Dann ein See. Ein Sumpf. Es blieb eine Pfütze. Eine kleine Pfütze. Darin zwei Frösche. Dreckig. Mal braun. Mal grau. Sie warten. Sie sehen sich kaum. Prinz und Prinzessin im Schlamm. Ohne Krone. Wollen geküsst werden. Von Prinzen dies nicht mehr gibt. Von Prinzessinnen. Schreien laut. Quacken. Prinz wo bist du? Prinzessin, küss mich! Die Pfütze wird kleiner. Sie kommen sich näher. Schreien, quacken, quietschen, brüllen. Prinzessin, hier bin ich! Mein Prinz, ich komme. Zwei Frösche Angesicht zu Angesicht. Schauder. Schrecken. Prinz, wo bist du? Prinzessin? Wo ist die Krone? Wo bleibt der Säbel an seiner Hüfte? Prinzessin und Prinz. Zwei Frösche. Hässliche, kleine Frösche. In einem Schwarzwälder Tümpel. Küssen sich.
3. August 2007 |
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