Kurzgeschichten > Liebe |
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und verhalten zugleich. Es ist entblößend, aber auch wärmend. Es ist, oh verdammt, was ist es? Wer ist es?
Sie öffnet die Augen und sucht die gegenüber liegenden Logen ab, aber es ist einfach zu dunkel, und sie kann nicht viel erkennen. Vielleicht weil sie ein wenig nachtblind ist.
Das Gefühl verstärkt sich, und Irma ist einen Augenblick lang total verunsichert.
Was ist das? Wer ist das? Das kann nicht sein, sie will das nicht, und es ist bestimmt alles nur Einbildung. Sie schließt wieder die Augen, versucht, sich auf die Arie zu konzentrieren. Und es klappt.
Seltsamerweise klingt die Musik noch intensiver als vorher, und sie fasst sich unauffällig an die Augen, um ihre Tränen zu verbergen, aber sie kann nicht verhindern, dass etwas Nasses ihre Wangen herab fließt.
Warum ist sie heute so empfindlich und so sentimental? Muss natürlich an ihrer Periode liegen, was sonst. Da ist man als Frau immer etwas daneben.
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Chris hat sich in die Dunkelheit der Loge zurückgezogen, endlich hat er sie gefunden, und er schaut sie wie gebannt an.
Und während er sie im Halbdunkel ansieht, bemerkt er, wie sie sich an die Augen greift. Herrgott, sie wird doch nicht etwa weinen? Warum sind die Weiber immer so sentimental? Aber Irma ist nicht sentimental, das glaubt er zumindest – und trotzdem heult sie hier wegen der Musik? Es ist gute Musik, er kennt sie hauptsächlich aus diesem Film von Luc Besson, das fünfte Element. Starker Film – und mit Bruce Willis.
Es ist tröstlich zu wissen, dass sie überhaupt heulen kann. Sie hat eine Schwachstelle, sie ist nicht aus Stein, und vielleicht ist sie ja in Wirklichkeit nicht so hart, wie sie sich immer gibt.
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