Kurzgeschichten > Liebe |
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Was anderes wird dir auch nicht übrig bleiben. In diesem Augenblick klingelt es an der Tür, und Irma spürt, wie ein Hoffnungsschimmer sie durchzuckt, es ist wie eine elektrische Ladung, die ihr voll durch den Magen geht, eine Ladung, die einen aufputschenden Effekt hat.
Er ist gekommen und will sie holen!
Aber sie wird nicht sofort aufmachen, soll er ruhig noch ein wenig zappeln. Oh Gott, wie sieht sie nur aus, ihre roten Augen... Hastig schminkt sie mit dem Eyeliner eine graue Kontur auf ihre unteren Lider. So müsste es gehen, dann läuft sie zur Tür, atmet tief durch, um ruhig und gelassen zu erscheinen und öffnet die Tür.
Sie stöhnt unmerklich auf, es ist nicht Chris, sondern ihr bester Freund Ralf, und sie schaut ihn sichtlich enttäuscht an.
Etwas in ihrem Magen kitzelt unangenehm, vielleicht kommt ihr gerade die hoffnungsvolle elektrische Ladung hoch, die sie eben durchzuckt hat – das ist kein nettes Gefühl, und sie hält sich schnell die Hand vor den Mund, bevor sie ins Badezimmer läuft, um sich zu übergeben.
Sie sitzt vor dem Klo und stiert in die Schüssel. Widerlich ist das! Oh Gott, ausgerechnet jetzt muss sie kotzen. Ralf wird sofort merken, dass irgendwas nicht stimmt. Nicht stimmt? Ha, was für eine Untertreibung... Irma setzt sich auf den Badewannenrand und schaut benommen vor sich hin. Dann richtet sie sich auf, greift sich ihr Zahnputzzeug und putzt sich wie besessen die Zähne.
„Das ist ja eine tolle Begrüßung“, sagt Ralf, als sie wenig später im Wohnzimmer erscheint, er sieht ein wenig verunsichert aus.
„Es war nicht für dich gedacht.“ Hach, wie witzig sie doch ist. Irma muss lachen, aber ihr Lachen klingt leicht hysterisch. Immerhin hat sie ihren Humor nicht verloren. Nicht wegen dem! Nicht wegen einem, der sie nicht haben will. |
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