Kurzgeschichten > Liebe |
 |
|
Hatte ihn jemals jemand so verstanden wie sie?
„Die Entscheidung liegt bei dir!“ sagte Lara sanft, und Pier bemerkte, dass seine Zigarette längst hinuntergebrannt war.
Nun waren sie in der grossen Shoppingmeile angekommen. Und Pier wollte um jeden Preis bei Lara bleiben.
„Wie alt bist du eigentlich?“ fragte sie beiläufig und zündete ihre zweite Zigarette an.
„Sechzehn, du?“
„Seit kurzem siebzehn. Gott, ich würde alles dafür geben, um nochmals sechzehn werden zu dürfen. Nächstes Jahr bin ich schon volljährig, nicht gerade schöne Aussichten!“
Pier verstand, was sie dachte. Die Volljährigkeit brachte viele neue Probleme auf einem zu, die man gerade in dieser Zeit wirklich nicht gebrauchen konnte.
Sie liessen sich auf einer Sitzbank nieder.
„Wie ist es bei dir? Musst du nicht auch nach Hause?“ fragte Pier.
„Meine Mutter ist aus“, war ihre schlichte Antwort. Sie reichte Pier ihre Zigarette hinüber und holte ihr Portemonnaie heraus. „Hör mal, ich hol‘ uns mal was zu trinken. Magst du auch ein Bier?“
Pier nickte und blickte ihr geistesabwesend nach, während er nervös an Laras Zigarette zog.
Plötzlich klingelte sein Handy. Pier zuckte zusammen und holte es rasch hervor, während er Asche von seiner Jeans blies. Wie er gedacht hatte, war es seine Mutter, die anrief. Sollte er sich melden? Jetzt konnte er noch so tun, als ob er einfach die Zeit vergessen hatte und dann schnurstracks heimgehen, ohne Lara etwas zu sagen. Doch das wollte er nicht. Er wollte den Abend mit diesem hübschen Mädchen verbringen, das so anderst war als alle Anderen, die er kannte. Er wollte nicht zurück zu seiner Familie, und nicht darüber nachdenken, dass seine Oma praktisch im Totenbett lag und er Lara dann wahrscheinlich nie wiedersehen würde.
|
 |
zurück |
Seite
von 9 |
|
 |
Kommentare (0) |
|