| Kurzgeschichten > Liebe |
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„Du scheinst nicht besonders gesprächig zu sein“, stellte sie nach einigen Minuten nüchtern fest. Pier konnte nicht anderst, er musste sie wieder anblicken.
„Meine Oma hat Krebs“, sagte er leise. Er wusste selbst nicht, wieso er ihr das so offen erzählte.
„Das kenn‘ ich“, meinte sie und blickte ihm so plötzlich in die Augen, dass Pier beinahe schwindlig wurde, doch er wandte den Blick nicht ab. Ein seltsames Gefühl durchströmte ihn.
„Ich bin übrigens Lara, und du?“ stellte sich das Mädchen vor. Er zögerte kurz. „Pier. Naja, eigentlich Pierre, aber niemand nennt mich so.“
Lara berichtete von ihren heutigen Schulerlebnissen und Pier kam sich vor, als wäre er ihr bester Freund, so offen, wie sie ihm alles erzählte. Diese Lara war echt seltsam. Seltsam auf eine positive Art.
Eine halbe Stunde später wusste Pier mehr über Lara als über viele seiner Schulkollegen: Sie war wie er ein Einzelkind, spielte Klavier, hatte laut ihren Schilderungen eine recht unglückliche Kindheit erlebt und hörte am liebsten Rock‘n‘Roll. Rauchen täte sie nicht oft, sagte sie, und steckte sich eine Zigarette an.
„Wollen wir irgendwo hingehen zusammen? Meine Beine schlafen mir langsam ein!“ meinte Pier. Dank Lara war er nun viel besserer Laune als noch vorhin. „Einfach in der Stadt herumgehen oder so...“
Lara blies bejahend Rauchkringel in die Luft. Die Zigarette machte sie mindestens drei Jahre älter.
Sie erhoben sich und verliessen das Schulgebäude.
Lara musterte Pier von der Seite. „Hast du eigentlich eine Freundin?“ fragte sie neugierig. Pier schüttelte den Kopf. „Und du?“ Bestimmt war sie nicht vergeben. So nah, wie sie Pier manchmal kam...
„Nö“, sagte Lara. „Ich hatte mal einen. Lange her. Das Leben als Single hat viele Vorteile“, lächelte sie und reichte ihm eine Zigarette. |
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