Kurzgeschichten > Liebe |
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„Wie war die Schule heute morgen, Schatz?“ fragte sie. „Hör mal, du brauchst heute Nachmittag nicht hinzugehen wenn du nicht willst!“
„Kann ich stattdessen Oma besuchen?“ fragte Pier sofort.
„Leider nein. Selbst ich durfte sie nur ganz kurz sehen, und sie ist in einer kritischen.... nun ja, es geht leider nicht.“
Pier warf den Hörer auf die Gabel, ohne sich von seiner Mutter zu verabschieden. Tränen strömten über sein Gesicht. Er konnte sich das Leben ohne seine Oma einfach nicht vorstellen.
Gegen vier Uhr hielt es Pier alleine zuhause nicht mehr aus und stieg auf sein Fahrrad. Er hatte keine Ahnung, wo er hinfuhr, jedoch zog es ihn wie automatisch in die Richtung seiner Schule, wo er sich unter die alte Kastanie im Hof setzte. Der Baum würde auch bald sterben, das spürte er. Jedes Jahr sah er kläglicher aus. Im Winter würden die Stadtgärtner kommen und die Kastanie fällen, um „die Schüler nicht zu gefährden“.
Pier wusste nicht, wie lange er auf dem Schulhof sass und nachdachte, in seiner eigenen Trauer versunken. Er bemerkte nicht einmal, wie die Pausenglocke klingelte, die das Ende des Nachmittagsunterrichts verkündete. Seine Oma war todkrank, sie könnte jede Sekunde tot sein...
„Hallo“, sagte eine sanfte Stimme. Pier wäre beinahe aufgesprungen: Ein blondes Mädchen, ungefähr in seinem Alter, hatte sich neben ihn gesetzt. Sie war Pier noch nie zuvor aufgefallen, sah aber so aus, als ob sie auch an seiner Schule wäre.
„Stör‘ ich?“ fragte sie höflich, mit einem Lächeln, das Pier mächtig verwirrte. Pier sagte nichts und wendete den Kopf ab. Er wollte seine Ruhe haben... |
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