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Kurzgeschichten > Liebe
er wohl ebenso verschmitzt wie sein physikalischer Meister gelächelt hatte, haben wir uns im April kennen gelernt, genau in der Woche, in der normalerweise der Kongress stattgefunden hätte. Es war für mich nicht ganz einfach, seine Worte hinunterzuschlucken, gerade zu einer Zeit, als wir uns sehr aneinander gewöhnt hatten und ich ihn jeden Tag um mich haben wollte.
Auf der Flucht vor mir selbst bin ich in eine Kneipe gegangen, in eines dieser überfüllten und mit Rauch und grässlich lauter Musik aufgepumpten Löcher, die letztenendes alle gleich auf mich wirken: wie schlecht beleuchtete kalte Klos. Aber gerade wenn du dich leer fühlst, wenn du genervt bist, jedes Wort zuviel ist und wie ein elektrischer Stromschlag in dich fährt, kurz: wenn du deine Haut abstreifen willst wie eine Schlange, um ein neues Leben zu beginnen, ganz einfach von einem Augenblick zum nächsten: ein neues Leben beginnen (wie schön es klingt …), dann kann dich ein solches Pissoir vor dem Schlimmsten bewahren. Du setzt dich an die Theke und bestellst ein Bier und einen Schnaps – und alles widert dich an, der Ekel auf der Zunge und in den Augen und zwischen den Fingern, umgeben von lauter Stillosigkeiten, lauter blassen unliebsamen Stillosigkeiten wie der verklebte Tresen unter deinen Unterarmen. Ich hatte noch nicht einen Schluck Bier getrunken, schon saß ein übermäßig nach Deo, Haarshampoo und Rasierwasser riechender Mann, blond, sehr blond, neben mir. Er stellte sein halbvolles Bierglas neben meinen Schnaps, räusperte sich, nachdem er sein auberginefarbenes Sakko zurechtgerückt hatte, und fragte mich mit einer aufdringlich tiefen Stimme, ob ich schlecht gelaunt sei, wohl eine Laus über die Leber
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