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Kurzgeschichten > Liebe
Intellektualität, aber das will ich nicht einmal. Die Worte selbst weinten, wenn du sie ausgesprochen hast; von jedem Buchstaben tropften ihre Tränen, die in Wirklichkeit deine nichtgeweinten Tränen waren, herab. Du trautest dich nicht zu weinen. Von anderen aber hast du es verlangt.
Morgens, wenn du Holz in den Ofen gelegt hast – es glühte noch ein wenig (ich glaube, dass es meine Mutter gewesen ist, die dir diesen Hausfrauendreh verraten hat, vor dem Schlafengehen ein Brikett in Zeitungspapier eingewickelt ins abklingende Feuer zu legen) und es sich von neuem entzündete, begann es oft zu qualmen, weil du ein ums andere Mal vergessen hast, das Ofenrohr zum Kamin zu öffnen, den Hebel auf die andere Seite zu drehen. Kaum dass du wieder ins Bett unter die kuschelig weiche Decke geschlüpft bist (wir wollten erst dann aufstehen, wenn es wärmer im Zimmer geworden ist, denn unseren Atem konnten wir sehen, so kalt war es), stand die ganze Wohnung unter Qualm. Aber nicht du, sondern ich bin aufgesprungen und habe die Fenster geöffnet, damit wir nicht erstickten und uns die eiskalte Pariser Wintermorgenluft das Leben rettete. Dir ist alles egal gewesen. Du wärst liegen geblieben, bis die Feuerwehr angerückt wäre und die Tür aufgebrochen hätte, und du wärst sauer gewesen, dass du die ganze Zeit hättest husten müssen, fast ohnmächtig in deinem Bett liegend.
Einmalig deine Trägheit (oder wie soll ich es nennen?). So sieht doch keine Wirklichkeitsflucht aus!
Ich bin nun ziemlich erschöpft, Lucile, morgen schreibe ich dir mehr.


9. September 2010
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