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Lucile I.
von van Hengel >>
und begann
ihnen zuzuhören
begann
ihnen die dinge von den lippen
zu nehmen
wie einen eimer wasser
beim treppauftreppabwischen
von einer stufe auf die nächste
wie eine bücherbepackte tasche
mit geschmierten broten für die nacht
vom fahrrad
und begann
ihnen blind ihre welt
zuzugestehen
lippauflippabgelesen
um dabei meinen heimlichen namen
zu vergessen
wie den verklärten schleier der nebel,
der sinne, auf deiner augenund
denkreise im niemandsland,
lucile.
Lucile,
… beinahe eingenickt in dem klapprigen Gartenstuhl, eingetaucht in ein Schaumstoffkissen, versteckt mich der Schatten des Kirschbaums vor dem Licht der sengenden Sonne. Im Kopf die Bilder von einer Fischerhütte in Südfrankreich, an einer noch unentdeckten Küste; sie tragen mich in die Hände eines Tagtraums, so, als wäre ich wirklich da.
Ich erwache in diesem kleinen Haus und verspüre den Drang zu schreiben. Dir zu schreiben, als hätte ich neunundzwanzig Jahre darauf gewartet, kommt nun zum erstenmal der Gedanke, dass meine Geburt einen Sinn gehabt hat. In der Küche nebenan ist André mit dem Obst fürs Abendessen beschäftigt. Er singt dabei und summt zu der Musik, die aus dem Kofferradio in den Raum steigt. Ich setze mich an den Holztisch am Fenster und schreibe deinen Namen auf ein Blatt Papier – das oberste eines kleinen Stapels –, schreibe Lucile und weiß, dass ich damit ein würdiges Versteck meiner Empfindungen gefunden habe, vielleicht das würdigste überhaupt.
Als ich vor einigen Tagen nach dem Abendessen mit André in der Küche saß, eine Ecke französisches Brot, etwas Schafskäse und einige Oliven und Tomaten auf dem Tisch, ein Glas Wein in der Hand, und nachdem er, der mit einer |
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