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Kurzgeschichten > Liebe

Keinem anderen Menschen

von Anita Zöhrer >>

Wenn ich von der Schule nach Hause ging, warst du der Erste, den ich besuchte. Keinem anderen Menschen stand ich so nahe wie dir.

Meine Eltern konnten dich jedoch nicht ausstehen. Obwohl du nie ein Verbrechen verübt hattest, trauten sie dir nicht über den Weg. Ich solle mich gefälligst von dir fernhalten, ermahnten sie mich immer wieder, dabei warst du wie ein großer Bruder für mich. Was sie gegen dich hatten, nur, weil du auf der Straße wohntest, kann ich bis heute nicht verstehen.

Meine Eltern konnten sich so viel ärgern, wie sie wollten – es war mir egal. Weiterhin traf ich dich in der Gasse, in der du wohntest. Woher hätte ich auch ahnen sollen, dass sie mir nachspionierten? Die Polizei hetzten sie dir auf den Hals – Kindesbelästigung warfen sie dir vor. Das Klicken der Handschellen klingt mir nach wie vor in den Ohren. Wie schimpfte ich mit den Polizisten, als sie dich gegen eine Wand drückten und dich verhafteten. Doch ich war nicht mehr als eine kleine Göre für sie, weder mein Weinen noch meine Worte nahmen sie ernst.
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