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Das Syndikat der Hexer
von Torsten Haeffner >>
Vor gut zwei Wochen machte ich mich spät am Abend auf den Heimweg. Strammen Schrittes und in der aufrechten Haltung eines erfolgreichen Literaten durchmass ich die mondlose Nacht (OK, das ist jetzt ein wenig übertrieben). Die Turmuhr des Klosters hatte längst Mitternacht geschlagen. Von der Ferne her gellte der Todesschrei einer Katze. Kurze, scharfe Blitze brachen durch die Wolken. Ein mächtiges Gewitter war im Anzug. Schon verspürte ich erste schwere Regentropfen auf meinem Haupthaar. Wollte ich trockenen Fusses meine traute Schreibstube erreichen, musste ich meine Beine endlich unter Kontrolle kriegen.
Ich hatte noch einige hundert Meter vor mir, als plötzlich eine finstere Gestalt aus einer Gasse heraustrat und unmittelbar auf mich zuschritt. «Der Gute muss es eilig haben … », versuchte ich einen klaren Gedanken zu fassen und wich ungelenk einige Schritte nach rechts aus, um dem rasch herankommenden Herrn – er trug einen schwarzen Mantel und einen ebensolchen Hut – Platz zu machen. Jedoch, wohin ich auch zur Seite trat, stets hielt er genau auf mich zu.
Keine zwei Meter vor mir blieb er abrupt stehen. Ich tat es ihm gleich.
«Hallöchen», grüsste ich ihn und winkte freundlich. «Ein schöner, lauer Abend heute, nicht wahr?» Ich bemühte mich um ein gewinnendes Lächeln, doch es wollte mir nicht gelingen.
«Wie heisst dein verdammter Roman, Bursche?», bellte mich das Gegenüber an. Seiner Stimme wie auch seinen Worten war zu entnehmen, dass er nicht eben ein Freund meiner Bücher war. |
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