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“Herr Raedel, wo haben Sie denn Ihren Reisekoffer ?”
“Hab’ keinen. Nur ne Tasche.”
Bald verließ ich die Wohnung und ging ins “Maxim Gorki”. Die Kneipe gefiel mir auf Anhieb. Dort gesellte sich ein Mädchen in Uniform zu mir, eine vom Deutschen Roten Kreuz. Nach Mitternacht strebten wir angesäuselt der Wohnung der Familie Piep zu und schlichen uns ins Bett. Vormittags gegen 9.30 Uhr wachten wir auf und nun überlegte ich, wie ich das Mädchen unauffällig aus dem Quartier bringen konnte. Ich machte einen Kontrollgang zur Toilette und stellte fest, dass Frau Piep nebenan in der Küche bei geöffneter Tür tätig war. Wir heckten einen Plan aus, wie wir Madame Piep ablenken könnten. Ich nahm meinen Mantel in die rechte Hand und ließ ihn am Boden schleifen, während das Mädchen auf allen Vieren hinter mir zur Tür kroch. Wohnungstür schnell auf und raus. Sogleich ging ich zurück, um in meinem Zimmer das Fenster zu öffnen. Es roch wie in einer Kneipe. Es dauerte nicht lange und Frau Piep klopfte an meine Tür.
“Ja, bitte !”
“Herr Raedel, ich hatte Ihnen doch untersagt, Alkohol im Zimmer zu trinken. Die ganze Wohung riecht nach Bier ! So geht das nicht !”
“Frau Piep, ich habe mich an die Hausordnung gehalten. Im “Maxim Gorki” hatte ich die Einweihung dieses Zimmers gefeiert.”
“Sie sind also ein Trinker ! Suchen Sie sich bitte sofort eine andere Unterkunft. Künstler werde ich nie wieder in meiner Wohnung dulden.”
Mit der Entscheidung, mir sofort eine andere Bleibe suchen zu müssen, war ich einverstanden. Bevor ich meine eigene kleine Wohnung in der Collegienstraße erhielt, übernachtete ich in einem Wittenberger Hotel, wo gleich nebenan Martin Luther seine Thesen an die Kirchentür genagelt hatte.
LG Prenzlmaler.
26. Februar 2008 |
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