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Klavierkonzert auf nächtlichem Asphalt in Cottbus
von Dieter Raedel >>
Theater - Anekdote aus Cottbus.
In der Gaststätte "Zum Goldenen Schwan" in der Karl - Liebknecht - Straße / Ecke Bahnhofstraße, trafen sich eines Abends im Foyer der Hotel - Gaststätte Theaterleute, Maler, Schriftsteller, Lehrer und ein Pianist, den wir in dieser Anekdote mal Günter Brause nennen wollen, obwohl das Getränk für ihn sicher damals keinerlei Bedeutung hatte. Der Geschmack war mir auch nicht bekannt. Die gesamte Mannschaft hatte ein gemeinsames Befinden: Durst. Eigentlich waren die Sessel nur für Hotelgäste reserviert, doch die Komödianten des nahegelegenen Theaters und ihre Satelliten, zu denen auch ich zählte, hatten seit längerer Zeit rausgekriegt, dass die Sitzmöbel für Gaukler maßgeschneidert waren. Die Woche hatte bei uns auch 7 Tage, einer war zum Erholen da und der Rest bestand aus 6 Feiertagen. Das hatte die Vorsehung so bestimmt.
Uns an jenem Tag im "Schwan" zu treffen, war keinesfalls abgesprochen. Komödianten haben es im Blut, um unschwer herauszufinden, wo am Abend der schwere Arbeitstag beendet wird. Vielleicht glaubten Außenstehende eine Premierenfeier zu erleben, doch weit gefehlt. Wenn der Vorhang im Theater gefallen war und man sich abschminkte, reiften bereits die Pläne, wie man dem Tag noch etwas abringen konnte. Kurz noch beim Pförtner nach einer möglichen Nachricht gefragt, wurden die Schritte automatisch in die richtige Richtung gelenkt. Bald war der Raum besetzt und jeder Neuankömmling wurde mit einer würdigenden Ansprache begrüßt, die meist mit einer "Generalrunde" oder "Raumlage" ihren Abschluss fand. Es gelang den Komödianten, auch dem Personal abendliche Freude zu bescheren. Mit jeder neuen Lage wurden die Kellner lustiger und alle waren mit sich und der Welt zufrieden. Ausnahmen gab es nicht. |
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