Kurzgeschichten > Humor |
 |
|
Fasching im Heim
von Angrynowaka >>
Fasching im Heim
Anlässlich der Rosenmontagsfeier im Altenstift zu Borsdorf war die Hölle los. Einige der alten Zausel kamen als Piraten, Cowboys oder Prinzessinnen verkleidet, und denen, die nicht mehr so mobil waren, wurden von den Pflegern liebevoll eigenhändig hergestellte Papphütchen auf den Kopf gesetzt oder mit Papierschlangen die Rollstühle verschönert. Alle freuten sich auf den Rosenmontagsumzug durch die Gänge des Altenstifts, der dann in einem gepflegten Faschingstänzchen im Speisesaal seinen Ausklang finden sollte.
Als sich der Festzug im Speisesaal einfand, waren die meisten schon etwas malad, was sie aber nicht davon abhielt, zu Humppa und Täterä das Tanzbein zu schwingen.
„Wie wär’s mit einem Bier?“, fragte Frau Meier, 95, ihren Sitznachbarn.
„Aber Sie wissen doch, dass uns das gleich wieder abgenommen wird.“
Ein Pfleger lauschte der Unterhaltung und mischte sich sofort ein.
„Na, Oma Lise, wir werden doch heute wohl nicht schon wieder zur Flasche greifen, oder?“ Er tätschelte Frau Meiers Wange mit dem Fingerrücken und grinste ihr ins Gesicht.
„Leck mich!“
„Oh, oh, oh, wir möchten wohl heute wieder fixiert werden?“
Frau Meier zeigte dem Pfleger den Mittelfinger und wurde auch prompt abgeführt.
Die Pfleger führten ein strenges Regime, denn es galt den letzten Platz auf der Liste der nicht altersbedingten Todesfälle zu verteidigen. Deswegen mussten die Heimbewohner auch manchmal mit Gewalt davon abgehalten werden, sich legale oder illegale Substanzen einzuverleiben. Dazu hatte man extra beim Land Fördermittel zur Installation eines lückenlosen Überwachungsapparates beantragt, welche dann auch unter Berücksichtigung der Mentalität und Disziplin |
 |
|
Seite
von 8 |
|
 |
Kommentare (6) |
|