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Kurzgeschichten > Humor
wohnte. Die Katze hiess Felix und war tatsächlich ein glückliches Tier, von allen gestreichelt, gefüttert und verhätschelt. Sogar meine Nachbarin wurde sanftmütig und weichherzig, wenn sie Felix sah. Ihre sonst hohe, keifende Stimme wurde samten, bekam einen gurrenden Unterton und rief nach Felix, umschmeichelte und lockte ihn. Nun war der kleine, süsse Felix aber zu einem bedrohlichen Untier geworden, das mich mit seinen Krallen packen und womöglich verspeisen wollte, ich war ja nicht grösser als eine Maus - seine Lieblingsspeise. Noch immer starrte er mich mit zusammengekniffenen Augen an. Ich konnte nicht sagen, wie er gestimmt war, ob er vielleicht satt und zahm war und ich ohne Angst den Rückzug antreten konnte, oder ob ich mit einer Bewegung meinerseits erst seinen Jagdinstinkt und Hunger weckte. Um nichts zu riskieren, blieb ich stehen und wartete. Es schienen Stunden zu vergehen. Ich dachte an die Zirkusleute, die aus einem Tiger eine zahme Hauskatze machen konnten. Leider hatte ich nie mit einem gesprochen und wusste nicht, wie sie dabei vorgingen. Vielleicht war es eine Art Telepatie? Ich konzentrierte mich voll und ganz auf den Kater vor mir, sah ihm in die Augen und beschwor ihn, mir nichts zu tun, mein Leben unbescholten zu lassen. Ich bin keine Maus, sagte ich ihm. Ich bin kein Vogel, sieh nur, ich wäre ja schon längst davongeflogen. Ich habe dir doch gestern erst die Reste meiner Wurst verfüttert. Ich lächelte ihn an, zwinkerte ihm zu.
Mein Herz blieb stehen, als Felix plötzlich seinen Kopf vorstreckte, seine Augen auf meiner Höhe, seine Schnauze so nahe an meinem Gesicht, dass ich seinen kalten Atem auf meiner Haut spürte und seinen Mundgeruch roch.
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