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Der Tag, an dem die Schwiegermutterzunge ihren Namen ändern wollte
von Marc P Sahli >>
Die Schwiegermutterzungen (Sansevieriae) hatten einen Namens- und Imagewechsel beantragt zu “Bogenhanf”. Hanf tönt so voll easy, ey yo, Man! Voll entspannt. Viel entspannter als so manche spitzen Bemerkungen einer Schwiegermutter. Aber wegen der wächsernen Beschaffenheit der Blätter scheitert der Bogenhanf leider und ist eher steif als tiefenentspannt. Der Beamte unter den Wohnzimmerpflanzen, die bleierne Schwiegermutter, die mit geradem wie betonierten Rücken am Tisch sitzt und am Essen rummäkelt, mit dem Finger über Möbeln die Staubschichten zurück bis ins Holozän untersucht. Eine Frau, die unangemeldet einen besucht…”Ich bleibe so lange, bis ich euch auf den Geist gehe”, dies aber beantwortet wird mit “ach, nur so kurz”, eine Frau, bei deren blossen Anblick einem Gerichte in den Sinn kommen wie “scharfe Zunge” oder “kalte Schulter”, wenn man sie denn bekochen würde. Man sagt sogar, dass Bogenhanf im Wohnzimmer die Scheidungsrate erhöhe. Mit ihren Blättern wie Flammen zerschneiden sie einen Raum und können doch nichts dafür. Irgendwie versprühen sie den Charme von Konrad Toenz im XY Zürcher Studio der 70-er Jahre. So doppeldeutig irgendwie: scharfes züngeln und eine gewisse gleichzeitige Steifheit. Und doch so subversiv. Ich weiss, die Sansevieriae können nichts dafür und man kann eigentlich auch nichts gegen sie haben. Trotzdem habe ich meine Schwiegermutterzunge jetzt gerade durch eine Mimose ersetzt. Yeah! (c) Marc P Sahli 18.11.2018
19. November 2018 |
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