Kurzgeschichten > Humor |
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Stewardessen schieben ihr Wägelchen mit den Getränken und der Bordverpflegung durch den Gang.
“Ich möchte eine Cola”, erklärt der übergewichtige Engel. Ich bringe mein Laptop gerade noch rechtzeitig in Sicherheit, bevor sich ein Schwall der braunen Brühe über mein High- Tech-Gerät ergießt. Der Computer bleibt immerhin verschont, aber meine Hose bekommt eine volle Breitseite ab.
“Das hast du doch absichtlich gemacht, du Göre.” Ich kann vor Ärger kaum an mich halten, zumal die Mama ihrem Balg auch noch tatenlos zusieht. Vom Vater ist während der ganzen Zeit nichts zu hören. Was ein kurzweiliger, entspannter Flug werden sollte, entpuppt sich zunehmend als Horrortrip.
“Mama, der Mann hat Göre zu mir gesagt”, hallt es durch den Flieger. Mindestens acht Personen schauen mich vorwurfsvoll an. Die Mutter ist es schließlich, die die Meinung der anderen auf den Punkt bringt: “Leute wie Sie sollte man einsperren. Unerhört”, sagt die Engelmama empört.
Meine hilflosen Erklärungsversuche verpuffen ungehört. Von nun an bis zur Landung in Izmir werde ich unerbittlich beobachtet. Der Unschuldsengel stopft wieder Kartoffelchips in sich hinein und streckt mir während der kurzen Esspausen immer wieder die Zunge heraus.
Nach der Ankunft in Izmir schicke ich ein kurzes Stoßgebet zum Himmel. Sicher ist es bei einem richtigen Engel angekommen, denn der Arbeitsbesuch verläuft überraschend erfreulich.
Wochen nach dem Erlebnis mit dem widerlichen Engel erreicht mich ein Brief der Fluggesellschaft. Sie teilen mir mit, dass ich künftig auf ihre Dienste verzichten muss. Na ja, geschieht mir ganz recht. Was lege ich mich auch mit Engeln an!
19. November 2006 |
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