Kurzgeschichten > Gesellschaftskritisches |
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Pfaller sagt: Aus psychoanalytischer Sicht sei die Ersetzung von Begriffen – ein "böses" durch ein "gutes" Wort – ohnehin zwecklos: Was dann passiert, ist, dass das neue Wort nicht nur den gleichen Gegenstand wie das verächtliche Wort bezeichnet, sondern es bezeichnet auch das alte Wort und die Operation der Ersetzung. Damit bleibe der abwertende Gehalt auch in "guten" Worten immer erhalten – wie ein Fleck im Tischtuch, der sich, wenn wir ein neues darauflegen, auch im neuen schon wieder abzeichnet. Das erkläre auch, warum schon nach kurzer Zeit immer wieder ein neuer Begriff gesucht werde. Jedes Wort gerät sofort unter Verdacht, vielleicht doch verächtlich zu sein.
Als ich jünger war, war „Neger“ ein ganz normal gebrauchtes Wort, das nicht abwertend gemeint war, sondern beschreibend. Selbst der einzige schwarze Bub in unserer Primarschule nannte sich selbst Neger.
Weiter meint Haidt: “Wenn jemand etwas sagt, das mir gegen den Strich geht, dann ist das verletzend, und wenn es verletzt, dann ist das Gewalt, und wenn es Gewalt ist, dann will es mich töten, und wenn es mich töten will, dann spricht es mir das Recht ab, zu existieren.” So weit sind wir schon. Es ist eine ungesunde Entwicklung, ja schon fast ein pseudoreligiöser Fanatismus. Josef Joffe schreibt: “Den Zustand der gebotenen Antidiskriminierung hat Political Correctness längst verlassen. Sie ist zum politischen Entwurf geworden, der Gesellschaft und Staat umkrempeln soll.” Robert Pfaller: „Es gibt sogar unter den Erwachsenen besonders Empfindliche, nach deren Empfindlichkeiten man jetzt den öffentlichen Raum zurechtstutzt." Das alles erinnert mich an das orwellsche Neusprech, in der das Wahrheitsministerium Begriffe aus dem allgemeinen Sprachgebrauch |
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