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Wer ist Herr über das Wort?
von Marc P Sahli >>
In Zeitungen liest man von zunehmender Political Correctness. Schnell gilt man als Rassist, Sexist oder homo- und islamophob. Und in Zeiten der Globalisierung, wo das Lokale fast vergessen geht, wird ein Süsswaren-Kleinproduzent gescholten, er könne seine „Schokoküs-se“ kaum mehr Mohrenköpfe nennen. Global verkaufen lässt sich so wohl kaum mehr. Jonathan Haidt sagt: „Es herrscht eine Verabsolutierung der Opferperspektive. Wer eine der Opfergruppen gegen sich aufbringt, hat sich automatisch auch gegen alle anderen versündigt, weil alles in diesem gigantischen Unterdrückungs-Zusammenhang verbunden ist.” Und jeder hat die Möglichkeit mittels Social Media einen Wut-Mob zu mobilisieren und für Überkorrektheit zu sorgen. Die Empfindsamkeit der sogenannten „Snowflakes“ greift um sich, sich entrüsten um des Entrüstens willen. Wer Mikroagression brüllt, will seine Gegner mundtot machen – ja kein Falschsprech. Political Correctness, übrigens eine Erfindung von Weissen, kann heute Menschen und Karrieren vernichten. Ich denke, wie mehr man über das Gutsprech wacht, desto mehr werden an Schulen „Jude“, „Schwuler“, „Neger“ etc. als Schimpfwörter ge-braucht, unabhängig davon, ob es jemand wirklich ist. Zartsprech (Robert Pfaller) und Gutsprech: Geflüchtete statt Flüchtlinge, oder das Partizip Präsens statt männliche und weibliche Form… so schreibt man z.B. kein grosses Binnen-i mehr, sondern setzt ein Sternchen, damit alle, alle, wirklich allinnen und alle (Sternchen), wie sie sich auch immer fühlen, mitgemeint sind. Solcherlei Verirrungen haben bewirkt, dass gendersensitive Snowflakes sogar vergessen, dass es eigentlich auch grammatikalische Geschlechtinnen und Geschlechte einer Wortin oder eines Wortes (Sternchen) gibt. |
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