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Kurzgeschichten > Gesellschaftskritisches

Wehe, wenn sie los(ge)lassen

von Beat >>

«Die fetten Jahre sind vorbei», so die Parole des alternativen deutschen Kinos gegen Ende des Jahres 2004. Und tatsächlich, auch figurbewusste Manager erliegen zunehmend dem allgemein grassierenden Schlankheitswahn- und Diätenirrsinn. Es ist allerdings nicht der Bauchumfang, der reduziert wird, sondern die Hochachtung vor Werten wie Verantwortung und Sozialverträglichkeit. Rosinen werden gepickt - ob der Rest verdirbt, interessiert kaum, und auf die Rechnung wartet schon gar niemand mehr. Mobiles Kapital heisst die neoliberale Diät.

Hedgefonds und Privat-Equity sind ihre Zutaten. Es handelt es sich dabei um höchst spekulative und deshalb lukrative Anlageprodukte, deren Hauptmerkmale Gewinnmaximierung und Gleichgültigkeit sind. In Firmen mit viel versprechenden Wachstumsaussichten wird massiv investiert - stellen diese nicht mehr ganz zufrieden, werden die Aktien abgestossen und die Unternehmen fallen gelassen. Häufig ist das Kapitalvolumen solcher, so genannt institutioneller Anleger derart gross, dass betroffene Unternehmen nach deren Ausstieg dem Untergang geweiht sind. Bei Investitionen in Hedgefonds wie auch in Privat-Equity-Firmen handelt es sich um «Exit-Strategien», das Fallenlassen einer Firma ist kalkulierter Bestandteil des Spiels. Weder der Investment-Banker, noch die durch ihn vertretenen Kunden müssen dabei Sozialpläne ausarbeiten und oder direkt in die Augen der zu entlassenden Mitarbeiter blicken - ein Mausklick genügt, der Gewinn wird verbucht und der Computer heruntergefahren; Kaffeepause. Das Opfer wird folglich nicht durch den eigentlichen Biss getötet, sondern stirbt durch Verbluten, nachdem das Raubtier desinteressiert losgelassen hat.
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