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Trump und andere Quartierbewohner
von Marc P Sahli >>
Im Quartiertreff, wo ich mich recht oft mit verschiedensten Mitmenschen treffe, treffen oft verschiedene Mitmenschen – es ist Sache der Natur – aufeinander. Da sind zum Beispiel: der Alkoholiker, die fürsorgeabhängige Quartierbewohnerin, die beiden besten Freundinnen, die glückliche Familie, die wartenden Migranten, die sparsame Diplomatin oder der Büezer. Alle versammeln sich an langen Tischen. Ja, die zurückhaltenden Schweizer zusammen an langen, verbindenden Tischen. Vielleicht finde ich die gegenübersitzende Zürcherin eine Zumutung, und möchte sie fragen, ob sie heute noch nach Zürich zurückfahre; nichtwissend, dass sie seit zwanzig Jahren im Quartier lebe und sie halt so spreche. Es kann sein, dass der Alkoholiker einen interessanten Lebenslauf hat und ich mich mit ihm blendend unterhalte. Möglicherweise kommt die Sozialhilfebezügerin hier her, weil es billig ist und niemand genau hinschaut, wenn sie ihren Obolus im Kollektentopf entrichtet. Die Diplomatin erscheint in ihrer Uralt-Jacke, weil sie bequem und klimatauglich ist und garniert mit einer zerschlissenen Tasche vom Fälschermarkt in Khartoum, Sudan. Der Arbeitslose trägt seinen Familienschmuck, den liebgewonnen Ring seines Grossvaters womöglich und ich finde es, von aussen betrachtet, etwas zu viel des Guten. Wie hat ein Milliardär, oder ein Arbeitsloser auszusehen, wie sich zu benehmen? Wer definiert das und warum? Ich zum Beispiel habe einen Beruf ausgeübt, der nicht nur männerunüblich ist, sondern den man mir früher nicht zugetraut hatte. Und doch war ich offenbar der farbige Punkt auf dem i. Im näheren Gespräch findet man das heraus. Oberflächlich betrachtet bin ich…ach, lassen wir das sein. Zu etwas anderem: Heute wurde in den Staaten ein neuer Präsident gewählt. |
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