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Kurzgeschichten > Gesellschaftskritisches

Toleranz oder Ignoranz

von Marc P Sahli >>

Ich esse gern in der Beiz von Enver X. Er trägt zwar immer das gleiche Hemd und die gleiche Hose, oder hat er alles im Dutzend? Eine Menukarte sucht man vergeblich, es gibt auf den Tisch, was er hat. Und davon nicht zuwenig und zum Einheitspreis. Er ist mir gegenüber tolerant, wenn ich ein paar Stücke auf seinem Klavier spiele, seine Ohren sind grosszügig, genauso wie es seine Portionen sind und im Gegenzug verzeihe ich ihm die Kakerlake, die ich auf dem Tisch mit dem Messer entzweie, wie auch den omnipräsenten Rauch ungefilterter Zigaretten. Grosszügige Toleranz. Fressen, Roten saufen, und über die Schweiz schwadronieren. Fragil. Ob ich auch mitrauche? „Nein, ich dachte im Kosovo sei rauchen überall verboten?“ Wäre es. Toleranz oder Ignoranz wird offenbar gross geschrieben; sei es Rauch, zu Ende gehendes Toilettenpapier, die Kakerlake oder sonst was. Ist Toleranz überall angekommen? Um mit den Worten von Etienne Barilier zu schliessen: „Zwischen den Sprachen der Schweiz herrscht eine freiwillig gewählte Ignoranz. Sie ist ein Grundpfeiler der Eidgenossenschaft und die Voraussetzung dafür, dass sich Schweizer so gut verstehen.“ Würde diese Schweizer Ignoranz auch im Kosovo funktionieren zwischen Serben und Albanern?

(2009)


15. August 2012
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