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#metoo im Dorfrestaurant Löwen
von Marc P Sahli >>
Nelly Wälty, eine ältliche Serviertochter im Löwen, dem Dorfrestaurant, hat ihren Waschtag und hängt ihre Wäsche an die Leine. Sie nimmt eine Unterhose in die Hand, ja Unterhosen, sie haben ja schliesslich nicht mehr das Format der Höschen von früher, vor etwa 30 Jahren. Ihre Augen sehen durch das kochfeste Gewebe hindurch, vor ihren Augen läuft ein Film ab.
1980. Der Gemeindepräsident sitzt mit den Gemeinderäten im Löwen. Alle haben genug Öl am Hut nach der Gemeinderatssitzung, locker sitzen sie am Tisch, lachen, erzählen frivole Witze. Der Gemeindepräsident schwitzt, sitzt breitbeinig auf dem Stuhl, kippt sein Bier in den dicken Hals, wie andere Wasser bei einem Sonnenstich. Der Zigarren- und Zigarettenrauch vernebelt die Szenerie und ihre Sinne. Am Nachbartisch klopfen die Männer einen Jass. Fäuste knallen auf den Tisch und sie bellen einander während des Spiels Worte an den Kopf. Die einzige Frau im Raum ist Nelly, sie hat neu im Löwen angefangen als Serviertochter zu arbeiten. Der Gemeindepräsident mööget «Frölein» und Nelly begibt sich an den Gemeinderatstisch. Der Gemeindepräsident verzieht sein Gesicht zu einem Grinsen, die Zigarre verschiebt sich in die linke Mundecke, er grinst, raucht und schwitzt. |
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