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Kurzgeschichten > Gesellschaftskritisches
zu gehören, muss man der Sprache mächtig sein (welch schönes Wort), das kann mir jeder Emigrant bestätigen. Nun also landete ich Skiunkundiger in Westbulgarien als Tourist. All diese Skifahrenden und Snöber (schweiz. für Snowboardfahrer) sind mir suspekt. Mit blaurotbraunen Gesichtern und eingefrorenem Grinsen schlurfen sie umher, auch im Hotelrestaurant mit Kappe und Skiboots. Ich kam mir mit Hemd und dunkler Jeans schon overdressed vor. Beim Frühstück wäre es genug gewesen, im Pyjama zu erscheinen. Zum Essen im Hotelrestaurant tranken sie nichts, um dann im Zimmer Selbstgekauftes zu trinken, wohl um einige Euro zu sparen. Ich mag Profiteure und Rappenspalter nicht. Eine richtige Aversion gegen solche Touristen habe ich. Vielleicht auch deshalb mein schon früheres Einheimischenverhalten, um nicht einer von “denen” zu sein, Fremdschämen inklusive. Auch wenn ich selbst – gewollt oder ungewollt Tourist - dazugehöre, machte ich andere Erfahrungen, als so schnell wie möglich einen Hang runterzufahren. Sind irgendwie nicht alle Hänge gleich? Coca Cola ist zum Beispiel überall das Gleiche. Ich hingehen entdeckte unbekannte Weinsorten Bulgariens. Jeder Kellner sagte, dass dieser und jener Wein der Beste sei. Glauben Sie mir, es ist wahr! Jeder einzelne Wein ist der Beste und war eine Offenbarung. Kennen Sie Traubensorten wie Rubin, Melnikov, Mavrud oder Caladoc? Diese Namen klingen wie verwunschene, magische Orte. Solche Dinge können pauschalisierende Pauschaltoristen gar nicht entdecken. Ferien brauchen Langeweile, egal wie lang sie sind. Vielleicht sollte ich doch nachsichtiger sein, auch mit mir selbst. Am Ende zählt wohl nur, wem man welches Souvenir mitbringt. (2012)

15. August 2012
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