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Ferienlangeweile
von Marc P Sahli >>
Ich mochte Ferien eigentlich nie. Die Sommerferien der Schulzeit waren immer zu lang, auch lang genug um Langeweile zu kultivieren, wobei wir Schweizer mit fünf Wochen ja nicht gerade Spitzenreiter sind. Es gibt Länder, die haben drei bis vier Monate Sommerschulurlaub. Wobei gerade in solchen Ländern die Arbeitnehmer vielleicht mal zwei Wochen Urlaub haben, wenn überbhaupt, nach dem Prinzip "Du willst Ferien, ok, du kannst gleich gehen, der Nächste wartet schon.” In der Schweiz können wir froh sein, garantierte vier bis fünf Wochen Ferien beziehen zu dürfen, ohne Angst, entlassen zu werden. Es ist bloss rund 50 Jahre her, als in der Schweiz der gesetzliche Mindestanspruch 2 Wochen betrug. Vorher gab es gar keine umfassende gesetzliche Regelung.
1994 war ich in Dresden und Leipzig als Tourist und schon damals mochte ich nicht als Tourist auffallen, hatte ich doch keine Kamera dabei, wohnte privat bei Leuten und büffelte Sächsisch, das darin gipfelte, dass in der Nikolaikirche in Leipzig auf die Frage woher ich komme, die Aufsicht meinte: Dresden. Mein Inneres jubelte: du bist kein Tourist. Fast zwei Jahrzehnte und einige Ferienerfahrungen reicher, dass ich in Südfrankreich einen occident-Akzent auflegte, oder für Berlin etwa den Berlinerakzent lernte, sei nun dahingestellt, landete ich, der seit mehr als 10 Jahren im Ausland lebend und sonst eigentlich immer in der Schweizer Heimat (was ist Heimat?) Urlaub machte, plötzlich in Bansko, Bulgarien, ausgerechnet im Skiressort, der ich doch nie in meinem ganzen Leben auf Skiern stand. Und das Schlimmste für mich: ich kann kein Bulgarisch. Gut, in Bansko ist eh alles Russisch angeschrieben, fast alle sprechen es und ich auch etwas. Aber ich bin trotzdem keiner von ihnen und gelte höchstens als neureicher Russe. Um dazu zu |
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