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Kurzgeschichten > Gesellschaftskritisches

Erinnerungen bloss, was wir liebten

von Marc P Sahli >>

Libyen ist nicht mehr mein Libyen, zu viel hat sich dort verändert und das Schweizer Hassobjekt, Mr. Q, ist tot. Sein Konterfei hängt nun nicht mehr in jedem Büro und Laden. Moskau ist nicht mehr mein Moskau; meines war zwar schon mit Putin, damals gleich nach Jelzin, und der Ex KGB wurde damals als Jungspund noch geliebt. Mein Moskau war aber ohne Wolkenkratzer. Das Metrobillet hat seinen Preis mittlerweile mindestens verfünffacht und ein Brot kostet auch mehr als 10 Rubel. Die Intellektuellen waren damals entweder im Ausland oder zu jung. Jetzt sind sie zurück und die anderen alt genug. Mittlerweile gibt es ja auch Facebook. Das Internet als vereinfachende Scheindemokratie. Politiker und Diktatoren können unterdessen damit weggedisst werden. Meine Schweiz ist nicht mehr meine Schweiz. Zulange bin ich weg. Kürzlich habe ich aber die Schweiz meiner frühen Jugend wieder entdeckt und zwar im Kosovo. Auf dem Dulje-Pass, auf fast 1000 m, in Richtung Prizren gibt es auf der Passhöhe ein Restaurant Giri, gleichen Namens wie das Restaurant Gyri in Burgdorf. In der Gaststube hat es eine Kuhtreichel, Kt. Bern, 1978, Schwingfest Boll und einen Holzteller von 1992 der Stammgäste, der von deren Wertschätzung zeugt. Man liest Namen wie Rüfenacht, Meier, Kocher, Bühler und viele mehr. Der Onkel des Kosovo Giri sei der Restaurateur in Burgdorf. Auf der Speisekarte findet man Rösti. Und als Swiss-Rösti wird ein Zürcher Geschnetzeltes bezeichnet. Warum sagte ich gleich “frühe Jugend”? Das Züri-Geschnetzelte ist an einer dicken Rahmsauce, die es so in der Schweiz aus Gesundheitsgründen nicht mehr gibt. Oder hat sich bloss der Leute Geschmack in den Jahren verändert? Alles ein mediterranes Irgendetwas, austauschbar. Der Hauswein im Kosovo Giri schmeckt
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