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Kurzgeschichten > Gesellschaftskritisches
Ein kleiner Laden, wohl nur 2,5 Meter breit und 5 lang. Links und rechts ein kleines Schaufenster mit je einem Kleid in Plastik eingewickelt ausgestellt, Spinnweben, röhrenförmig in den Ritzen des Schaufensters inklusive. Alte Magazine liegen aus. Drin sind links und rechts Wandverkleidungen mit eingelassenen Regalen, Plastik mit Holzoptik. Es hängen Kleider rum, Staub bedeckt. Zerbrochene Spiegelteile verteilt im Laden. Die Theke mit zerbrochenem Glas stellt sich mir quer. Darin hat es Kleiderschichten, ein Motteneldorado. Jetzt sehe ich wozu die zerbrochenen Spiegel dienen. Der Ladeninhaber hat sein Atelier weit hinten oben, wo er wie ein Adler im Horst brütet, über Aufträgen inshalla 4). So sieht er, wer reinkommt. Alles ist Staub bedeckt, sogar der Nähfaden, die hängenden Kleider. Wie lange hängen die hier bloss? Monate, Jahre oder noch länger? „Ah, Suisri“5), sagt er und erzählt, dass er in Grenchen war; nette Leute seien das dort und das Hotel super. „Ah schön, wann war das?“, frage ich, weil er so begeistert erzählt. Ohne mit der Wimper zu zucken und auch nicht das selige Lächeln auf dem Gesicht zu verlieren, sagt er: 1960. Tja, muss wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.
Zwei Hosen kürzen, 6.--. Die Einrichtung muss 50 Jahre alt sein. Er erzählt, er habe einem Juden gehört, der Laden, er selbst sei seit 30 Jahren hier. Der Laden selbst sei schon 75. Der Laden wird für mich zum Findling. Dem Laden ist es egal, dass Q 1969 das Ruder „übernommen“ hat, in den 80ern enteignet und verstaatlicht wurde und sich viele deshalb das Leben nahmen. Spurlos geht an ihm vorbei, dass sich jüngst die Freundin von Q’s Sohn in einer Disco in Deutschland ausgezogen hat und das Land mit Deutschland deswegen diplomatische Probleme hat; wie schwach und kafkaesk ist so ein
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