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Kurzgeschichten > Gesellschaftskritisches

Der Mensch gewöhnt sich an vieles, hoffentlich auch ans Lesen

von Marc P Sahli >>

Weil sie nichts mehr erleben, haben sie auch nichts mehr zu erzählen, so Mirjam Aeschbacher zum Lockdown und der Beziehung zu ihren FreundInnen. Der Bildschirm vergrössere sogar die Distanz. In der Tat: Digitalisierung in Ehren, aber Telefonkonferenzen, Livestreams ersetzen halt doch nicht die menschliche Begegnung, das Fühlen des Gegenübers, seiner Bewegungen, seiner Ausstrahlung. Aber, so liest man in der Zeit des Coronavirus und der damit verbundenen Distanzierung: die Jungen können mit Alleinsein (nicht zu verwechseln mit Einsamkeit) und Langeweile nicht umgehen. Das verleitet mich zur Aussage: wo geistige Windstille herrscht, kann nicht plötzlich eine Frühlingsbrise blühende Auen durchstreifen.

Es muss doch den rückwärtigen
Hang dieser Hügel geben,
andere Seen, Wiesen noch
und Weite, vielleicht auch
ein anderes Licht (Eugène Guillevic)

Alleinsein mache seelisch stark und resilient, so René Bridler / Tobias Ballweg. Ständig Bestätigung im Aussen zu holen, macht unglücklich, solange wir nicht an unserem Bewusstsein arbeiten. Man muss das Alleinsein als Chance begreifen, sich selbst kennenlernen, aus sich selbst schöpfen können, sich mit sich selbst verbinden und seine Bedürfnisse kennen lernen. Die Ablenkung von aussen lenkt uns von uns selbst ab. (L. Lorenz). Denn sonst machen Instagram und Facebook wirklich krank.

Eine innere Gelassenheit, die uns unabhängig macht vom aufgeregten Weltbetrieb, das haben wir verlernt. Wer kann, wie Peter Bichsel, einfach dasitzen («ich kann gut dasitzen und nichts tun»), sich langweilen, beobachten und tagräumen, Wein trinken und Klassiker lesen? Äusserlich passiert nichts, doch was für ein Leben, welch Reichtum an Empfindungen, welche innere Bewegtheit, welche Freiheit!
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