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Kurzgeschichten > Gesellschaftskritisches

Der grossartige Garten

von Marc P Sahli >>

Die Osterglocken und Primeln blühen im Garten von Frau Blum an der Austrasse. Die Himbeerblätter erwachen. Und das Gras ist länger als sonst. Der Maulwurf erfreut sich seines Lebens, wie auch das Wespennest an der Dachkante. Sie alle brauchen Frau Blum nicht, sie ist letzten Herbst gestorben. Der Erbstreit ums Haus kann der Grasnarbe, den Blumen und Stauden, Insekten und Tieren, nicht zuletzt auch den scheissenden Nachbarkatzen, egal sein. Streng genommen brauchte es Eleonor Blum gar nicht. Das war ihr nur nicht bewusst, der gebieterischen, unbeirrbaren Frau. Ich denke, ihr Garten hielt sich extra zurück und liess so manche "Scherereien" über sich ergehen. So zum Beispiel einen Schneckenzaun.

Man sagt, Eleonor sei cholerisch und hungrig nach Anerkennung gewesen. Deshalb hat sie wohl ihren Garten so nach ihren Vorstellungen getrimmt, damit er ihrer Selbstüberhebung diente.

Der Garten an der Austrasse blüht und wächst heute vor sich hin, dass es eine Augenweide ist. Die Ackerwinden duzen bereits die Feldmäuse.

Der verwilderte Garten kommt ohne Frau Blum zurecht.
(C) Marc P Sahli, 2017

27. März 2017
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