Kurzgeschichten > Gesellschaftskritisches |
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Er will auf keinen Fall umkehren, sondern nur nach Hause. Es gibt schöneres im Leben. Leckere Würstchen zum Abendessen brutzeln zum Beispiel.
«He, Sie, mit dem grünen Hemd und den vollen Einkaufs-tüten! Warten Sie kurz!“ Theo zuckt zusammen. So ein grünes Poloshirt hat er sich für den Einkaufstrip übergezogen. Er geht also davon aus, dass er gemeint ist und die Anrede mit dem Vorfall von vorhin zu tun hat.
Siehe da, er behält Recht. Der Passant, der dem Obdach-losen behilflich war, hat Theo beinahe eingeholt.
«Ich habe gesehen, wie Sie den armen Mann beiseite geschubst haben!», erklärt ihm der Mann ausser Atem.
Theo verschränkt seine Arme und rechtfertigt sich herrisch. «Na und? Der Kerl hat sich mir in den Weg gestellt und mich belästigt. Würde er besser auf seine Figur achten und die Fin-ger von den Drogen lassen, würde er nicht ohne weiteres zu-sammenbrechen!»
«Es geht nicht um Sie, Verehrtester!», sagt der dicke Bursche mit dem Schnauzer beschwichtigend und legt seine Hand auf Theos Schulter. Mit dem Zeigefinger weist er auf den am Boden krabbelnden Obdachlosen. «Dieser Mann hat seine Schlüssel verloren. Ich fürchte die Schlüssel könnten vorhin in Ihre Einkaufstüten gefallen sein.» «Na Okay, wenn dann Ruhe ist, mach ich Ihnen den Gefallen!» Während Theo kurz auf die Armbanduhr schaut, nuschelt der behilfliche Mann in Theos Einkaufstaschen herum. Theo hält ihn davon ab. «Verzeihen Sie! Ich leere die Taschen! Meine Einkäufe gehen Sie einen feuchten Kehricht an!»
Da wandern also die Würstchen, das Brot, der Kopfsalat und die Packung Kekse einer nach dem anderen auf die Sitzbank bei der Bushaltestelle. Zuletzt stülpt Theo die Ein-kaufstaschen um und schüttelt sie. «Nichts, da sind keine Schlüssel drin!», beharrt Theo. |
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