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Kurzgeschichten > Gesellschaftskritisches
Theo möchte mit dem Landstreicher nichts zu tun haben. Er reagiert jähzornig. „Ich habe kein Geld!“, zischt er. Die Augen verdrehend schwenkt Theo seine flache Hand vorm Gesicht, um dem Kerl zu symbolisieren, dass er ihn für verrückt hält. Gekränkt wendet er seinen Blick von dem schmuddeligen Gesellen ab und nimmt die beiden Einkaufstüten in die Hände. In seinem Übermut kann Theo es sich nicht verkneifen, dem Trinker seinen Ellenbogen nachdrücklich in die Seite zu stupsen. Ein Akt der Genugtuung.

Dem dumpfen Klang nach, könnte es sein, dass der Trinker hingefallen ist. Was Theo aber nicht glauben kann. Einem schätzungsweise Vierzigjährigen traut Theo eine minimale Standsicherheit noch zu. Doch er will sich nicht weiter auf-halten lassen. Für die Bierfahne, die ihm dieser Kerl ins Gesicht rülpste, war er bei ihm unten durch. Eiligen Schritts läuft Theo zur nächsten Bushaltestelle.

«Scheisse! Scheisse!», hört Theo hinter sich jemanden flu-chen. Erneute Aggression durchzuckt seinen Körper. ‘Was denn noch?’ Alles was Theo will, ist seinen wohlverdienten Feierabend geniessen, ohne sinnlos aufgehalten zu werden. Theo runzelt die Stirn. Gespannt wirft er nun doch einen Blick zurück. Der Obdachlose war offensichtlich doch hingefallen. Zumindest kniet er am Boden und tastet die Pflastersteine krampfhaft mit beiden Händen ab. Theo hält sich die Hand vor den Mund, um sein Lachen zu unterdrücken.
„Meine Schlüssel! Meine Schlüssel!“ Der Typ winselt in so schrägen lauten, wie ein zurückgelassener Hund und sieht dabei so zerlumpt aus, mit seiner dürren Gestalt und dem verzogenen XXL-Jackett.
Wie Theo sieht, dass ein Passant sich um den Gebückten kümmert und zu ihm niederkniet, schüttelt er nur den Kopf und läuft weiter.
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