Kurzgeschichten > Gesellschaftskritisches |
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Eigentlich wollte er hinauf auf den Gipfel, ohne einmal zurückzublicken. Einfach nur hinauf, wie er es schon seine ganze Karriere lang gemacht hat. Immer weiter rauf, ohne je an die zurückgelassenen Etappen zu denken. Geschweige denn zu ihnen zurückzublicken. Er hatte sich vorgenommen, auch den Weg zum Gipfel zu etappieren. Er wollte sich vom Bahnhof auf dem Pass aus das Ende der ersten Etappe aussuchen, zielstrebig darauf hinarbeiten um erst dort angekommen das Ziel dieser zum Start der nächsten zu machen. So hat er das immer gemacht. Seine beruflichen Positionen waren immer nur Etappenorte, von denen aus er das nächste Ziel anvisierte. An ein Ende hat er nie gedacht. Immer nur daran, weiter zu kommen. Nach oben. Die Richtung war klar. Er war auch bereit, Umwege zu gehen. Doch auch diese gingen nach oben, nur nicht ganz so steil. Genau so, Etappe um Etappe, wollte er heute den Gipfel ersteigen. Einen Gipfel, den er in der Arbeitswelt nie zu erklimmen dachte, weil es nie fertig sein sollte, weil es immer weiter hinauf gehen sollte. Heute aber würde er das Ende sehen, früh genug. Das erste in seinem Leben. Vielleicht auch das letzte. Aber erstmals war er froh um den Nebel und die Dunkelheit. Sie verdeckten das Ende noch eine Weile. Liessen gerade genug Licht, sich ein sinnvolles Ziel auszusuchen. Dass es vom Bahnhof zuerst ein bisschen nach unten ging, ärgerte ihn. Immerhin sah er das Etappenziel auf der anderen Talseite. Und dieses lag höher als der Bahnhof. Manchmal muss man unten durch, um weiter nach oben zu kommen, dachte er. Schon bald aber ging es nur noch bergauf. Manchmal steiler, manchmal flacher. Die Sonne drückte durch und die Wolken verschwanden. Aber er dachte nicht daran, ganz nach oben zu schauen. |
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